Wie sah die Eisriesenwelt früher aus?
Die Eisriesenwelt ist - als größte Eishöhle der Welt - nicht nur für Geologen der Uni Innsbruck ein interessantes Forschungsobjekt. Wissenschaftler untersuchen die Eisriesenwelt und versuchen zu rekonstruieren, wie die Höhle vor tausenden Jahren aussah, wie sich die Veränderung des Klimas auswirkt und was die Höhle über die langfristige Entwicklung des Klimas verrät.
Sicher ist heute, dass sich in der Eisriesenwelt noch heute Eis befindet, was schon zur Zeit von Ötzi dort gewesen sein muss. Doch aktuell sind nur noch die ersten 500 Meter der Höhle vereist - das war früher anders. In der Eishöhle nahe Salzburg muss es in der Vergangenheit deutlich mehr Eis gegeben haben. Das beweisen auch Funde von Höhlen-Kalksteinen und CCCs dort, wo heute kein Eis mehr zu finden ist.
Die Eisriesenwelt Anfang des 20. Jahrhunderts
Ist die Eisriesenwelt akut vom Klimawandel bedroht?
In der Eisriesenwelt herrschen dort, wo es Eis gibt, heute Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt. Angesichts des Klimawandels kann man um den Fortbestand der Eisriesenwelt fürchten. Doch Christoph Spötl gibt vorerst Entwarnung:
Die Eisriesenwelt gehöre zu ausgesprochen beständigen und resilienten Eishöhlen in den Ostalpen. Das liege an der Höhenlage, Größe und Bewetterung. Es sei von stabilen Verhältnissen in den nächsten Jahrzehnten auszugehen.
Rettung durch den Kamineffekt:
Für die relativ stabilen Temperaturverhältnisse in der Eisriesenwelt ist der sogenannte Kamineffekt verantwortlich. Dieser entsteht dadurch, dass es zwei oder mehr Eingänge gibt, die einen Luftstrom durch das Höhlensystem ermöglichen. Im Winter, wenn es außerhalb der Höhle sehr kalt ist, steigt die vergleichsweise warme Luft in der Höhle auf und entweicht an oberen Zugängen.
Durch den entstehenden Unterdruck wird die kalte Luft von außen über den unteren Zugang angesaugt und gelangt ins Höhlen-Innere, was die Temperatur verringert und die Eisbildung bzw. den Erhalt von bestehendem Eis begünstigt.
Wenn Sie die Eishöhle im Sommer besuchen kommen, spüren Sie am Eingang den gegenteiligen Effekt: Die kalte Luft aus der Höhle sinkt zum unteren Eingang und erzeugt einen Wind, der Ihnen entgegenkommt.
Veränderungen werden beobachtet und dokumentiert
Forschung: Höhlen-Karbonate messen
Zuverlässige Informationen über die Geschichte des Klimas - in und außerhalb der Eisriesenwelt - gewinnen die Forschenden durch das Sammeln und Analysieren von sogenannten CCCs (cryogenic cave carbonates).
Diese kristallartigen Strukturen entstehen dann, wenn es dickes Bodeneis in der Höhle gibt, Wasser von der Decke tropft und die Temperatur knapp unter null Grad Celsius liegt. Die Wassertropfen höhlen das Eis am Boden aus und das gesammelte Wasser beginnt schleichend zu frieren. Dabei entstehen durch Kristallisation die im Wasser gelösten Karbonate (CCCs).
In der Eisriesenwelt wurden bereits zahlreiche Proben entnommen, die ziemlich präzise datiert werden konnten. Dafür wird die Uran-Thorium-Datierung vorgenommen. Daraus schließen die Forschenden, wie sich das Klima in und außerhalb der Höhle verändert hat und wann die Temperatur den Gefrierpunkt überschritten hat. Insgesamt gab es sechs Vereisungsphasen:
- Die Älteste vor circa 75.000 Jahren
- Die Jüngste vor circa 12.000 Jahren
Mit großer Wahrscheinlichkeit lässt sich ablesen, dass Veränderungen, die damals tausende Jahre gebraucht hätten, heute deutlich schneller vonstattengehen.
Die Interpretation der CCCs: Eine Herausforderung
Die Interpretation der aus den CCCs gewonnen Daten ist schwierig, da das individuelle Mikroklima der Höhle eine wichtige Rolle für deren Entstehung spielt. Die Lage der Eisriesenwelt, Alter, Länge / Größe, Öffnungen sowie deren Position und Verzweigung machen die Eishöhle einzigartig.
CCCs können bedeuten, dass sich zum Zeitpunkt, auf den sie datiert wurden, auch außerhalb der Höhle das Klima verändert hat und dadurch die Temperatur in der Höhle gestiegen ist. Gleichzeitig ist ein Temperaturanstieg auch dadurch denkbar, dass die Eingänge vereist waren. Oder völlig andere Gründe dahinter stecken, die kaum sicher entschlüsselt werden können.
Für zuverlässige Aussagen über das gesamte Klima sind also CCC-Funde aus unterschiedlichen Höhlen nötig, die miteinander abgeglichen werden (um Vereisung der Eingänge und individuelle Besonderheiten einer Höhle ausschließen zu können).
Die Eisriesenwelt & das Klima schützen:
Wie sich der Klimawandel langfristig auf die Eisriesenwelt, andere Eishöhlen und das Weltklima allgemein auswirken wird, müssen weitere Forschungen oder die Zeit zeigen. Eines ist jedoch sicher: Wir haben die Aufgabe, die Wunder der Natur vor unnatürlichen, menschengemachten Klimaveränderungen zu schützen und zu erhalten.
Es ist zu hoffen, dass auch die nachfolgenden Generationen die Faszination Eisriesenwelt mit eigenen Augen erleben können. Denn wenn wir es nicht schaffen, die Erderwärmung auf ein natürliches Maß zu begrenzen, stehen die Chancen selbst für die eigentlich so widerstandsfähige und jahrtausendealte Eisriesenwelt nicht gut.
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